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Runsen

Entstehung der Furchen

Als Runsen (Rüfen) gelten im Gefälle verlaufende Furchen, in denen mittels Wasser Feinmaterial und Steine ins Tal transportiert werden. Diesen Vorgang nennt man Runsenspülung oder im Hochgebirge auch Mure oder Murgang. Solche führen immer wieder zu Zerstörungen in Siedlungsgebieten.

Nach heftigen Niederschlägen können solche Runsen entstehen, Voralptal (Foto: Kanton Uri)

Runsen

Bedingt durch die oberflächliche Erosion sammelt sich in den Runsen Gesteinsmaterial an. Wenn der Feinanteil des Materials wächst, kann bei Wassersättigung ein Murgang (Stein-Schlamm-Lawine) entstehen, welcher das Material mit hoher Geschwindigkeit plötzlich abtransportiert. Bei einem Murgangereignis wird durch das mitgeführte Material die Runse mechanisch beansprucht. Die Runse wird somit tiefer und die Talflanke (Runsenflanke) höher.

Das Einzugsgebiet für Erosionsmaterial ist dadurch grösser, was wiederum dazu beiträgt, dass Murgangereignisse weiter zunehmen werden. So entsteht nach längerer Zeit ein V-Tal. Im Göschener Tal münden vor allem aus dem Permafrostgebiet der Kette Spitzi – Mittagsstock – Müeterlishorn – Lochberg zahlreiche solche Runsen. Im Vorfeld des Staudamms ist gut nachvollziehbar, wie Runsen die Landschaft verändern.

Rüfen im Vorfeld des Staudamms

Nice to know

Die Murganghäufigkeit ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Ein Mindestgefälle von 25 % bis 30 % und genügend Geschiebe in der Runse sind wichtige Voraussetzungen, damit ein Murgang auftreten kann. Die geologischen Verhältnisse sowie die Exposition beeinflussen diese ebenfalls. Im Göschener Tal ist vor allem die vom Spitzi bis Feldschijen, Lochberg führende, stark verwitterungsanfällige Bergkette für Murgänge wie geschaffen. Die Lagerungsverhältnisse des Gesteins sowie die Nordexposition (Frostverwitterung) führen zu einer schnellen Zerlegung. Das Auftauen der Permafrostböden fördert zudem den Nachschub an Erosionsmaterial.

Bergkette Spitzi, Mittagsstock bis Feldschijen

Unterschied zwischen Nord- und Südseite

Auf der Südseite des Grates sieht es ganz anders aus. Die Granitfelsen auf der Urserentalseite sind wenig zerklüftet und zeigen daher weichere Formen. Rüfen und Murgänge kennt man hier erst unterhalb 2000 Meter über Meer, wo weichere und somit auch verwitterungsanfällige Gesteine (Gneise, Amphibolit) vorkommen.

Südseite des Grates auf der Urseren-Talseite (Foto: Mattli Jonas)

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